Vor ca. 30 Jahren bin ich im Rahmen einer „Kinderlandverschickung“ in den Urlaub nach Bayern gereist. Für einige Wochen war ich in einem Kurheim untergebracht. An die Zeit damals habe ich gespaltene Erinnerungen: gute & schlechte.
Nachhaltig positiv ist mir ein Ausflug zum Schloss Linderhof im Gedächtnis geblieben.
Kürzlich haben wir endlich einen Familienausflug dorthin gemacht (offizielle Anschrift: Linderhof 12, 82488 Ettal; nähere Informationen findest Du auf der offiziellen Seite der Bayerischen Schlösserverwaltung). Das wunderschöne Gesamtbild des Schlosses mit seiner Gartenanlage, aber auch die Grotte zählen zu den unvergesslichen Eindrücken, die mir seit damals in Erinnerung geblieben sind & darauf habe ich mich schon beim Start nach Ettal sehr gefreut.
Was hat aber ein Ausflug zu einem bayerischen Königsschloss mit Forschen & Kindern zu tun? Jede Menge, wie ich finde.
Der Bauherr war nämlich König Ludwig II. von Bayern (1842-1886). König Ludwig II. ist als „Märchenkönig“ bekannt, der oft als Träumer & Sonderling beschrieben wird – faszinierend für nahezu jedes Kind. Er hat zu seiner Zeit zahlreiche Königsschlösser erbauen oder erweitern lassen, in denen er aber auch als Pionier technologische Fortschritte hat umsetzen lassen. Auch hier, auf Schloss Linderhof. Und das interessiert mich & meine jungen Forscher natürlich ganz besonders.
Trotz heftigen Regens haben wir den Tag in Ettal sehr genossen. Wir sind gemütlich durch den Schlosspark geschlendert & haben mit unseren bunten Regenschirmen das wundervolle Farbenspiel der Gartenanlage aufgenommen. Oder was meinst Du?
Wohin man sich im Schlossgarten bewegt: überall trifft man auf Wasser & Wasserspiele. Man fühlt sich wie in einem Wasser-Wunderland. Vor dem Eingang des Schlosses befindet sich das große Wasserbecken, in dem regelmäßig die ca. 22m hohe Wasserfontäne aufsteigt. Hierzu reicht der Wasserdruck, der aus dem natürlichen Gefälle generiert werden kann. Das hat uns sehr beeindruckt.
Nicht nur vor dem Schlossgebäude, sondern auch dahinter spielt Wasser & seine Kraft eine besondere Rolle. Denn von seinem Schlafzimmerfenster aus, hatte König Ludwig II. einen freien Blick auf eine Wasserkaskade, die Wasser über zahllose Treppen den Berg herunter fließen läßt, um schließlich in einem Brunnen mit Neptun-Figur zu enden.
Und auch in den Seitenärmen der Gartenanlage säumen kleine Wasserspiele den Weg.
Ein Highlight des Schlossbesuches war uns leider verwährt: die Venusgrotte. Diese wird noch bis ins Jahr 2022 aufwändig restauriert & ist in dieser Zeit für Besucher nicht zugänglich. Schon kurze Zeit nach Fertigstellung kam es zum ersten Mal zu Feuchtigkeitsproblemen. Durch Feuchtigkeit, die von außen in die Grotte dringt, sowie durch Feuchtigkeit, die aus dem Inneren der Grotte aufstieg, waren die Schäden letztlich so hoch, dass eine Restaurierung – auch aus Sicherheitsgründen – nicht mehr aufzuschieben war.
Schade, aber dann kommen wir noch einmal wieder, wenn die Grotte wieder geöffnet ist.
Auch hier in der Venusgrotte, einer künstlichen Tropfsteinhöhle, hat König Ludwig II. technische Modernität verbaut.
So wurden aufwändige Wasserleitungen verlegt, die es erlauben, den großen befahrbaren See, aber auch einen Wasserfall & zahlreiche Hochbecken zu befüllen oder eine Wellenanlage zu betätigen.
Eine Heizung, die Hitze aus versteckte Kachelöfen in die Grotte transportieren konnte, sorgte dafür, dass der Grottensee von 9°C auf 34°C erhitzt werden konnte & somit zum Badesee wurde. Um für eine geeignete Luftzirkulation zu sorgen & ggf. Nebel aus der Grotte zu entfernen, waren komplizierte Rohrleitungen verbaut.
Das Highlight war aber wohl das erste Elektrizitätswerk, das schon kurz nach der Erfindung das Prinzip des Dynamo nutzte, um die Grotte mit Lichteffekten & in bunten Farben zu beleuchten. Zunächst wurde die Lichttechnik allerdings über eine Dampfmaschine betrieben, die später wieder ausgebaut wurde.
Auch wenn wir nicht alle Teile des Schlosses besichtigen konnten, waren wir alle nach unserem Schlosstag begeistert: von der Schönheit der Gartenanlagen, von der Schlichtheit des Königsschlosses, das gleichzeitig so prunkvoll daherkam & von den vielen technischen Beobachtungen, die wir auf dem Schlossgelände machen konnten.
Die Kinder waren am meisten vom „Tischlein deck Dich“ begeistert, das der König in seinem Speisezimmer eingebaut hatte. Über eine Hydraulik konnte der Esstisch des Königs – und kann noch heute – in den Keller des Schlosses gefahren, dort gedeckt & wieder nach oben befördert werden.
Für große & kleine Forscher gibt es auf Schloss Linderhof eine Menge zu entdecken. Im Nachgang zu unserem Schlossbesuch haben wir noch lustige Experimente zum Thema „Wasserdruck“ gemacht. Eines stelle ich Dir gerne in Kürze auf meinem Blog vor.
Bis dahin wünsche ich Dir eine schöne Zeit.
Deine Andrea